Nightwatchers aus Toulouse sind eine durch und durch wirksame wie konsequente Band, sowohl musikalisch als vor allem auch textlich. Druckvoller, treibender Punkrock wird hier gekonnt mit intensivem, tiefgründigem Postpunk verwoben – so entsteht eine ganz spezielle, kraftvolle Stimmung, die den Unterbau für die mehr als beachtenswerte Lyrik der Band herstellt. Nachdem sich ihre ersten beiden EPs „Good Kids Obey“ und „Who’s To Blame“ dem Thema Strafverfolgung aus der Perspektive der Polizisten annahmen, beschäftigen sich die beiden Alben „Le paix ou le sable“ und „Common Crusades“ mit der Vergangenheit Frankreichs als Kolonialmacht und den Auswirkungen ins Hier und Heute: Wie werden Menschen aus ehemaligen Kolonien, beispielsweise Algerien oder Kamerun, heute im eigenen Land gesehen? Was implizieren fraternité und egalité wirklich? Auch hier schlägt die (ungewöhnliche) Wahl der Perspektive voll ein: Die Songtexte des ersten Albums zitieren junge französische Soldaten bei Auslandseinsätzen, deren Sinn sich ihnen selbst oft nicht erschließt. Auf „Common Crusades“ werden Artikel und Reden von Generälen und Kardinälen bis hin zu Präsident Macron herangezogen, um das Argument des Laizismus der Republik Frankreich als das zu entlarven, was es immer mehr ist: ein bloßes Kampfmittel gegen den „politischen Islam“ und im Endeffekt gegen alle nicht „christlich-abendländischen“ Kulturen.
NIGHTWATCHERS | DALTONZ