Struktur als Programm
Neue Formen künstlerischer Ausdrucksweise brauchen neue und geeignete Orte und Strukturen der Produktion und Präsentation. Diese Orte müssen offen, flexibel und in jedem Fall entwickelbar sein. Dies gilt gleichermaßen für Infrastrukturen und Organisationsstrukturen und natürlich auch für die Mittel. Stichwort: Produktionsstätten, Experimentierräume.
Vor diesem Hintergrund, einerseits einer ständigen Ausdifferenzierung in unterschiedlichste Sparten und Bereiche und andererseits aus der Notwendigkeit heraus offen auf die neuesten Strömungen jederzeit flexibel reagieren zu können, wurde die spezielle Struktur der p.m.k entwickelt. So gesehen ist die Struktur der p.m.k ihr Programm.
Die p.m.k als aktiver Zusammenschluss von aktuell 39 in Innsbruck bereits seit längerem tätigen Kulturvereinen wurde mit dem Ziel gegründet, vergleichbar mit einer Regiegemeinschaft etwa bei Rechtsanwält:innen oder Architekt:innen, einen gemeinsamen Veranstaltungsort einzurichten und zu bespielen und andererseits Aufgaben wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Koordination sowie Geschäftsführung usw in einem gemeinsamen Büro zu bündeln.
Die inhaltliche Breite und Vielfältigkeit spiegelt sich in der Mitgliederliste der p.m.k, was auch ihre besondere Stärke ausmacht: die vielen Spezialist:innen, die in ihren Bereichen spezielles Know-How und den Überblick über die wichtigsten aktuellen Entwicklungen haben und über beste Kontakte zu Musiker:innen, Künstler:innen, Agenturen und Theoretiker:innen verfügen. Darauf hat die p.m.k von Anfang an gebaut und sich bemüht, all diese Gruppierungen so intensiv wie möglich einzubinden.
Ausdifferenzierung der Richtungen und Stile
Es ist eine Tatsache, dass es insbesondere durch den Einsatz digitaler Medien ab den frühen 00er Jahren im Bereich Musik zu einer vorher noch nie da gewesenen Ausdifferenzierung in verschiedenste Richtungen und Stile gekommen ist. Das gilt natürlich nicht nur für die Musik sondern für alle künstlerischen Sparten, wobei die Grenzen innerhalb der Sparten fließend sind. Stichwort: disziplinübergreifend.
Ein weiteres relativ neues Phänomen ist dabei auch, dass sich die Sparten untereinander in viel stärkerer Weise als noch in den 90er Jahren vernetzen; es wird vorwiegend in Teams gearbeitet. Waren es bis zu dieser Zeit vor allem die diversen Spielarten des Rock und Jazz, die für Ambitionierte in der Musikproduktion und -vermittlung interessant waren, erweiterten in den 90ern Techno, Hip Hop, House, Drum'n'Bass und dutzende Untergenres und Fusionen dieser neuen Musikrichtungen, das musikalische Feld.
Überregionalen Anspruch lokal umsetzen
Auch lokal gesehen brachte diese „digitale Revolution“ eine Vielzahl engagierter in diesen neuen Formen arbeitender Musiker:innen und Veranstalter:innen in Innsbruck an den Start, von denen mittlerweile viele seit Jahren auf höchstem Niveau, dem Forschen nach Musik am Puls der Zeit und dem Anspruch an höchstmögliche Qualität verpflichtet, konstant daran arbeiten, urbanes zeitgenössisches Musikschaffen in Innsbruck hörbar zu machen.
Was in großen Städten wie Wien oder Berlin in zahlreichen Clubs und Veranstaltungszentren eine Selbstverständlichkeit ist, bedarf in vergleichsweise kleineren Städten mit ländlicherem Umfeld ungleich grösseren Aufwands, Engagements und Professionalität. Aber gerade dort, wo Zeitgenössisches und die Information darüber nicht von vornherein leicht verfügbar ist, ist es notwendig, an einer Aktualisierung stetig zu arbeiten und Interessierten ein Programm mit Niveau auf der Höhe der Zeit zu garantieren bzw. die Hörgewohnheiten an dieses Niveau heranzuführen, um sich nicht dem Vorwurf der Provinzialität aussetzen zu müssen. Das gilt für die aktiven Musikschaffenden und Veranstalter:innen, die sich hier in Tirol und nicht in Wien oder Berlin entwickeln, später dann aber dort unter Umständen bestehen müssen gleichermassen wie für ein potentielles Publikum. Dies ist in ländlicherem Umfeld aber umso schwieriger, als dass man zwar nach aussen hin vernetzt einer internationalen Szene verpflichtet ist, das Umfeld aber oft erst überzeugt werden muss.
Neben der Spartenbreite ist es der p.m.k daher ein vordringliches Anliegen verstärkt heimischen Musiker:innen erste Auftritts- aber auch Vergleichsmöglichkeiten zu geben. So spielen als Vorgruppe oder als Nachschlag bei auswärtigen Gästen meist einheimische Bands oder DJs. Dies erscheint der p.m.k besonders wichtig: einheimischen Musiker:innen neben der Auftrittsmöglichkeit durch den Vergleich mit den Spitzen ihres Genres auch die Möglichkeit zur Orientierung und eine Motivation zur Weiterentwicklung zu geben.
p.m.k als Regiegemeinschaft
Es gibt ein großes kulturell und künstlerisch engagiertes Potential in Innsbruck. Wir merken das in unserer täglichen Arbeit, wie groß nicht nur das junge kreative Potential, sondern auch wie hoch die Produktivität und das Niveau des in der Stadt Innsbruck seit vielen Jahren arbeitenden Netzwerks aus unterschiedlichen Personen, Vereinen und Kollektiven ist. Wir sind immer wieder überrascht wie engagiert diese Menschen sind und wie hoch die Bereitschaft ist, sich gesellschaftlich einzubringen, vielfach ehrenamtlich und auf eigenes Risiko, was speziell bei jungen Veranstalter:innen nicht selten auch auf selbst getragene finanzielle Verluste hinausläuft.
Auch in diesem Zusammenhang hat sich die p.m.k als wesentlicher Motor und Motivationsfaktor erwiesen und es bleibt weiterhin das Hauptanliegen, die Vereine nach Kräften zu unterstützen. So konnte zum Beispiel auch mit der AKM eine Pauschale ausgehandelt werden, die die p.m.k für ihre Mitgliedsvereine übernimmt. Dadurch ist es gelungen die Mitgliedsvereine wieder ein Stück weit zu entlasten.
Die p.m.k ist vorrangig nicht als Veranstalterin tätig, sondern die sie bildenden Mitglieder. Durch diese Konstruktion ist für das Programm eine große, qualitativ hochstehende Vielfalt in allen Bereichen sowie eine unvergleichliche quantitative Dichte gewährleistet.
Attraktiv für die Mitglieder ist die p.m.k, weil sie gute Infrastrukturen und organisatorischen Support vorfinden. Das Konzept sieht den Aufgabenbereich der p.m.k als Dienstleisterin hauptsächlich im infrastrukturellen, organisatorischen und koordinatorischen Support. Dieser lag anfänglich im Kampf um den notwendigen Ort, die notwendigen Mittel, sowie in der Durchführung des Umbaus und dem Aufbau der notwendigen betriebswirtschaftlichen Strukturen. Das Büro setzt heute neben infrastrukturellem und organisatorischem Support bei Veranstaltungen als Serviceleistung für die Mitglieder verstärkt auch auf gemeinsame Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Neben dem monatlichen Programmfolder gibt es auch diese gemeinsame Homepage. Das Konzept schlanke Verwaltung und größtmögliche Unterstützung der Mitglieder, die Gewährleistung guter und professioneller Konditionen und reibungsloser Organisationsabläufe hat sich bewährt.
Die Mitglieder veranstalten auf eigene Rechnung und Verantwortung, nutzen dabei sämtliche technische sowie organisatorische Strukturen und lukrieren sämtliche Einnahmen des Abends, womit sie wiederum ihre Aufwendungen wie Künstlergagen etc bestreiten. Anders wären weder die vergleichsweise erstaunliche quantitative Dichte des Programms noch das kontinuierliche Halten des Niveaus denkbar.
Interne Kommunikation
Eine weitere wesentliche Säule der p.m.k ist die Gewährleistung gut funktionierender interner Kommunikationsprozesse. Das Büro wird als Kommunikationstreffpunkt zum informellen Austausch häufig und gerne genutzt, über ein p.m.k internes Internetforum mit vielen Unterforen werden die Terminplanung und Terminfestlegung gemeinsam abgewickelt, Diskussionen geführt, Protokolle zum jederzeit Abrufen archiviert u.v.a.m.
In zweiwöchentlich stattfindenden offenen Beiratstreffen werden sämtliche (kleinere wie größere) Entscheidungen diskutiert und getroffen, wobei jeder Anwesende entsprechende Punkte auf die Tagesordnung setzen kann. Als Beiräte sind alle Personen, die in der p.m.k oder einem ihrer Mitgliedsvereine tätig sind eingeladen. Diese demokratische Entscheidungsstruktur trägt wesentlich dazu bei, dass die p.m.k in ihrer Gesamtheit von allen Beteiligten engagiert mitgetragen wird.
ENGLISH
Our structure is our program
New forms of artistic expression need new and suitable places and structures of production and presentation. These places must be open, flexible and in any case developable. This applies equally to infrastructures and organizational structures and, of course, to the means. Keywords: production sites, experimental spaces.
The special structure of p.m.k. was developed with this background in mind: on the one hand a constant differentiation into the most diverse sections and areas, and on the other hand out of the necessity to be able to react flexibly and openly to the latest trends at any time. Under this perspective, the structure of p.m.k is its program.
p.m.k. is an active association of 35 cultural associations that have been active in Innsbruck for a long time. It was founded with the aim of setting up and operating a joint venue, comparable to a joint venture of lawyers or architects, and on the other hand to bundle tasks such as press and public relations work, coordination and management in a joint office.
The breadth of content and diversity is reflected in the list of members of p.m.k., which is also its particular strength: the many specialists who have special know-how in their fields and an overview of the most important current developments, and who have the best contacts to musicians, artists, agencies and theoreticians. This is something that p.m.k. has built on from the very beginning and has endeavored to involve all of these groups as intensively as possible.
Differentiation of directions and styles
It is a fact that, especially through the use of digital media from the early 00s on, there has been an unprecedented differentiation in the field of music into the most diverse directions and styles. Of course, this is not only true for music but for all artistic disciplines - the boundaries within the disciplines are fluid. Keyword: cross-disciplinary.
Another relatively new phenomenon is intense cross-genre-networking to a much greater extent than in the 90s. Up until that time, it was primarily the various varieties of rock and jazz that were of interest to those with ambitions in music production and communication. In the 1990s, techno, hip hop, house, drum'n'bass and dozens of subgenres and fusions of these new musical genres expanded the musical field.
Implementing supraregional aspirations locally
From a local perspective, this "digital revolution" has also brought a large number of committed musicians and organizers working in these new forms to Innsbruck, many of whom have been working for years at the highest level, committed to researching music on the pulse of time and the demand for the highest possible quality, to make urban contemporary music audible in Innsbruck.
What is a matter of course in large cities such as Vienna or Berlin in numerous clubs and event centers, requires incomparably greater effort, commitment and professionalism in comparatively smaller cities with a more rural environment. But especially there, where contemporary music and the information about it is not easily available from the beginning, it is necessary to work on a constant updating and to guarantee interested people a program with a level on the top of the time or to bring the listening habits to this level, in order not to have to expose oneself to the reproach of provinciality. This is true for the active musicians and organizers, who develop here in Tyrol and not in Vienna or Berlin, but later may have to exist there, as well as for a potential audience. This is all the more difficult in a rural environment, because although one is outwardly networked and committed to an international scene, the environment must often first be convinced.
In addition to the broad range of disciplines, p.m.k.'s primary concern is to provide local musicians with initial opportunities for performance and comparison. For example, local bands or DJs usually play as opening acts or as second acts for out-of-town guests. This seems to be especially important to p.m.k.: to give local musicians not only the opportunity to perform, but also the possibility of orientation and motivation for further development by comparing them with the top bands of their genre.
p.m.k as a community of directors
There is a great cultural and artistic potential in Innsbruck. We notice this in our daily work, how great not only the young creative potential is, but also how high the productivity and the level of the network of different people, associations and collectives that has been working in the city of Innsbruck for many years. We are surprised again and again how committed these people are and how high their willingness is to get involved in society, often on a voluntary basis and at their own risk, which, especially in the case of young organizers, not infrequently results in self-supported financial losses.
In this context, too, p.m.k. has proven to be an essential driving and motivating factor, and it remains the main concern to support the associations to the best of our ability. For example, it was also possible to negotiate a lump sum with the AKM, which p.m.k pays for its member clubs. This has made it possible to relieve the member clubs of some of the burden.
The p.m.k is primarily not active as an organizer - the members forming it are. This construction guarantees a large, high-quality variety in all areas as well as an incomparable quantitative density for the program.
The p.m.k. is attractive for the members because they find good infrastructures and organizational support. The concept sees the scope of p.m.k as a service provider mainly in infrastructural, organizational and coordinative support. Initially, this was in the struggle to find the necessary location, the necessary funds, as well as in the implementation of the reconstruction and the establishment of the necessary business structures. Today, in addition to providing infrastructural and organizational support for events as a service to members, the office is increasingly focusing on joint public relations and press work. In addition to the monthly program folder, there is also this joint homepage. The concept of lean administration and the greatest possible support for the members, the guarantee of good and professional conditions and smooth organizational processes has proven itself.
The members organize the event on their own account and responsibility, using all technical and organizational structures and earning all the income from the evening, which they in turn use to cover their expenses, such as artists' fees, etc. The members are also responsible for the event. Otherwise, neither the comparatively astonishing quantitative density of the program nor the continuous maintenance of the standard would be conceivable.