Kultur ist Lebensmittel - baettleresearch im Internet

Am 2. März geht bættle-research ins Netz. Das wollen wir auch gehörig feiern bei einem Fest im Künstlerhaus Büchsenhausen mit allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die durch das Ausfüllen der Fragebögen und in weiterführenden Interviews das Material für diese umfassende Studie bereitgestellt haben. bættle-research die net map ist das eigentliche Ergebnis einer Recherche über die freien Szenen in Innsbruck, für deren Durchführung die bættlegroup for art im Rahmen der ersten von ihr organisierten Arbeitskonferenz von der Stadt Innsbruck den Auftrag erhielt. Es ist eine umfassende spannende Studie mit überzeugenden und beeindruckenden Ergebnissen geworden, die nicht nur durch die grafische Umsetzung besticht sondern vor allem auch durch ihre Daten, Fakten und Perspektiven eines eindrucksvoll belegt: Innsbrucks freie Kulturszene lebt, und das vielfältiger und bunter als ja zuvor. Ende Juni hat die bættlegroup for art, bei der auch die p.m.k massgeblich beteiligt ist, den Stadtplan als erstes Modul des Rechercheprojekts baettle-research der Öffentlichkeit vorgestellt. baettle-research hat sich vorgenommen, eine Recherche innerhalb der Innsbrucker freien Kulturszenen durchzuführen, welche die bestehenden Netzwerke dieser Szenen, die Bedingungen, unter denen Kulturarbeit in Innsbruck geschieht, sowie die Wünsche, Visionen und Ziele der Kulturtreibenden darstellt. Am Beginn von bættle research stand eine einfache Erkenntnis: will man über Innsbruck als „Kulturstadt“ nachdenken, darüber welche Potentiale es in dieser Stadt gibt, was Innsbruck braucht, um lebendige Kulturstadt zu sein, über Synergien ebenso wie über dringende und/oder nachhaltige Maßnahmen, ist es notwendig, Wissen und Erfahrungen, Problemszenarios ebenso wie Entwicklungspotentiale und konkrete Ideen zu sammeln. Das gilt ebenso für den Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern als auch für den Dialog mit der öffentlichen Meinung. Es war daher von Anfang an erklärtes Ziel von bættle research, möglichst umfassend die großen Potentiale und die produktive Vernetzung der einzelnen Vereine und Initiativen aufzuzeigen und mit einer Sammlung von qualitativen Stellungnahmen und Daten einen Ideenpool für notwendige und sinnvolle Maßnahmen, Veränderungen und Weiterführungen zu schaffen. Dieses Material soll es dann ermöglichen, in der Öffentlichkeit ein gesteigertes Interesse an der Vielzahl der Aktivitäten der freien Szene zu wecken und die Wahrnehmung für die Existenz einer lebendigen Kulturszene zu schärfen. baettle-research zu konzipieren, den Fragebogen auszuarbeiten und ihn auch auszufüllen (Danke an alle), die Ergebnisse auszuwerten, in einer ersten Stufe als Stadtplan und in einer zweiten als net-map umzusetzen war eine umfassende aber sehr bereichernde Arbeit. Ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr mir die baettlegroup am Herzen liegt, ist es doch das erste Mal in Innsbruck, dass so viele unterschiedliche Gruppierungen aus den freien Szenen konstruktiv zusammenarbeiten und somit erstmals auch gemeinsam für eine politische Stärkung unserer aller Arbeit kämpfen. Innsbrucks Kulturleben ist vielfältig. Liest man offizielle Homepages oder die aufwändigen Broschüren der touristischen Kulturvermarktung, so stößt man auf jede Menge Kulturhighlights mit mehr oder weniger internationaler Ausrichtung und Ausstrahlung und auf jede Menge Kultur – Geschichtliches. Wohin man schaut: Hochkultur wird unermüdlich auf Hochglanzpapier dem öffentlichen Bewusstsein eingetrichtert und verkauft. Würde man eine Umfrage unter der kulturell nicht interessierten Bevölkerung in Innsbruck machen, dann würde man nach der Antwort „Nein“ auf die Frage „Interessieren Sie sich für Kultur?“ mit Sicherheit auf die Frage „Nennen Sie Kultureinrichtungen, die Sie kennen“ den Innsbrucker Tanzsommer, das Festival der alten Musik, das Landestheater oder das Landesmuseum bekommen. Das ist auch gut so, wobei man sagen muss, dass die Innsbrucker und Innsbruckerinnen bei Umfragen im generellen ohnehin mehrheitlich angeben, an Kultur interessiert zu sein und sich in einer Umfrage der Arbeiterkammer unlängst gar eine Mehrheit der Befragten für die Positionierung Innsbrucks als Kulturstadt und nicht als Sportstadt aussprachen. Kultur ist im öffentlichen Bewusstsein also gar nicht so schlecht verankert, aber was verstehen die Innsbrucker und Innsbruckerinnen unter Kultur? Würde man in den Befragungen tiefer gehen, dann würde man in den Antworten wahrscheinlich im seltensten Fall auf etwas stoßen, was es in Innsbruck vor allem auch gibt: eine blühende freie Szene. Doch bisher wurde dieses verborgene Netzwerk freier Kulturschaffender als solches öffentlich nie wirklich sichtbar reflektiert und verblieb in der öffentlichen Wahrnehmung bestenfalls dort, wofür diese auch einen bezeichnenden Begriff parat hält: im Underground. Aus diesem Off herauszutreten hat Innsbrucks freie Kulturszene nun selbst in die Hand genommen. Und ich finde, das ist ihr verdammt gut gelungen.

Ulli Mair