Dass alle Formen künstlerischer Ausdrucksweisen geeignete Orte brauchen dürfte unumstritten sein. Dass Kulturräume aber auch Orte mit vier Wänden, Boden, Decke, Equipment und OrganisatorInnen sind, und dass diese in vielen Fällen neu geschaffen werden müssen ist schon umstrittener. Infrastruktur kostet Geld. Und zwar dauerhaft. Kunst und Kultur kann nur arbeiten, sich entwickeln, experimentieren und innovative Formen annehmen, wenn sie dauerhaft arbeiten kann. Hier wird ein grundsätzliches Problem der Kulturförderungspolitik sichtbar. Wenn es für Kulturschaffende darum geht, Gelder für den Aufbau oder Erhalt von Infrastruktur - also auch für Räume, um überhaupt erst einmal kontinuierlich arbeiten zu können - zu lukrieren, ist der Widerstand der SubventionsgeberInnen nicht nur größer sondern auch einfallsreicher.
Natürlich, Räume kosten Geld aber das ist gut so. Denn sie kosten Geld, das direkt den Kulturschaffenden, die sie nutzen, zu gute kommt. Nur die geeignete Infrastuktur ermöglicht konzentriertes Arbeiten und die Weiterentwicklung von Konzepten. Nur die geeignete Infrastruktur ermöglicht dauerhaftes Arbeiten, Experimentieren und die Entwicklung von neuen Ausdrucksweisen. Nur die geeignete Infrastruktur ermöglicht den KünstlerInnen und Kulturschaffenden ihr Tun nach außen zu tragen, und nur die geeigneten Räume ermöglichen schließlich das zu tun, was Kunst und Kultur tun will und soll: einen Diskurs über gesellschaftliche und politische Verhältnisse führen.
„Eine Frau muß Geld haben und ein Zimmer für sich allein, wenn sie Fiction schreiben will“, ist bei Virginia Woolf zu lesen – für KünstlerInnen und Kulturschaffende gilt das gleiche.
Räume ermöglichen nicht nur die direkte Ausübung der Kunst, sie bieten auch Möglichkeiten der Vernetzung und Zusammenarbeit, sie sind auch Lernorte für die Kulturschaffenden selbst und unterstützen Kreativität, das Ausdenken, die Konzeption und Umsetzung von Projekten, wenn sie offen, flexibel und entwickelbar konzeptioniert sind.
Diese Orte können nur geschaffen werden, wenn es ein Miteinander der Kulturschaffenden und der öffentlichen Hand als Subventionsgeberin gibt.
Doch muss dabei die Aufgabenteilung klar sein. Die Kunst und Kulturschaffenden formulieren ihre Bedürfnisse, die Grundlagen für das was sie an Infrastruktur zum Arbeiten brauchen. Sie erstellen die Konzepte. Bei ihnen liegt die Kompetenz zu artikulieren was sie an Mitteln und Ressourcen zum Arbeiten brauchen. Die öffentliche Hand als Subventionsgeberin muss befinden ob die Umsetzung der Konzepte im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten liegt, sie aber gleichzeitig als Expertisen der in Kunst und Kultur Tätigen sehen.
Für all das ist die p.m.k ein Musterbeispiel und ihre Entstehungsgeschichte zeigt was vermieden werden kann, wenn sich Kulturschaffende und die VertreterInnen der öffentlichen Hand im Sinne einer Entwicklung und Förderung der Freien Szene ernst nehmen und welche Möglichkeiten durch dieses Ernstnehmen entstehen. Der Weg zur Verwirklichung der p.m.k war bekanntlich ein langer und für beide Seiten oft ärgerlicher. Von der einen Seite wurden drei Jahre lang gut ausgearbeitete Konzepte vorgelegt und argumentiert, von der anderen Seite diese immer wieder in Frage gestellt und die klar formulierten Bedürfnisse dieses Segments der Freien Szene bezweifelt. Viel Druck (zwei Hausbesetzungen zum Beispiel) und noch mehr Ausdauer von den AktivistInnen war notwendig, um von der öffentlichen Hand als GesprächspartnerInnen akzeptiert zu werden. Wenn Kulturschaffende von den SubventionsgeberInnen als ExpertInnen in ihrem Tun gesehen werden, wenn die Bedürfnisse, die sie artikulieren und die Konzepte die sie vorlegen als das genommen werden was sie sind, nämlich ExpertInnenmeinungen, wenn erarbeitete Konzepte, wenn Strukturüberlegungen und Budgetvorschläge nicht als unfinanzierbarer Unsinn abgetan werden sondern als ernsthafte Diskussionsgrundlagen respektiert werden, können sich beide Seiten viel ersparen. Was dieser arbeitsteilige Dialog dann möglich macht zeigt das Beispiel p.m.k , in der momentan 31 Vereine zusammenarbeiten und ein Kulturprogramm mit über 200 Veranstaltungen im Jahr jedem Besucher und jeder Besucherin hochgerechnet gerade mal 1,3 Quadratzentimeter Platz bieten.
Projekte wie die pmk geben der Freien Szene einen Entwicklungsschub, ermöglichen die Umsetzung von neuen, innovativen Projekten, die ohne Raum nie stattfinden und die dem kulturellen Angebot der Stadt Innsbruck enorm fehlen würden. Das kontinuierliche, vernetzte und interdisziplinäre Arbeiten der unterschiedlichen Mitgliedergruppen in den Räumen der p.m.k steigert auch die Qualität der Veranstaltungen, da sie auch als Lernort im Sinne einer Nachwuchsförderung fungieren. Der infrastrukturelle, organisatorische und koordinatorische Support der p.m.k ermöglicht es ihren Mitgliedern sich auf Kulturschaffen und Kulturvermittlung zu konzentrieren, ohne täglich einen infrastrukturellen Überlebenskampf führen zu müssen. Dadurch steigt die Kreativität und mit ihr das kulturelle Angebot. Die p.m.k ist so ein wesentlicher Motor und Motivationsfaktor dessen was sich in der Innsbrucker Freien Szene entwickelt.
Und hier treffen sich das Freie Radio Innsbruck und die p.m.k. Auch FREIRAD 105.9 stellt Infrastruktur zur Verfügung und somit Räume in denen sich etwas entwickeln kann und in denen das Tun der Freien Szene in Tirol öffentlich und hörbar wird. Das geschieht seit vier Jahren auch in Kooperation mit der p.m.k – jeden Freitag von 23 Uhr bis 01 Uhr früh überträgt FREIRAD 105.9 live aus der p.m.k und wir hoffen, dass das noch lange so bleibt!
Markus Schennach (freirad)