PURE GELDMACHE !!!

„Bei fünf, sechs Euro Eintritt ist das doch keine autonome Kultur mehr, sondern pure Geldmache…“ Wie es das Schicksal manchmal so will, kam ich neulich während einer kurzen Zugfahrt in den Genuss, das Gespräch einiger oberländer Jugendlicher mitzuhören. Es ging ganz offenbar um unsere p.m.k und unsere „unverschämte“ Preispolitik. Der junge Herr, der sich zu der Aussage genötigt fühlte, dürfte selbst noch nie ein Konzert veranstaltet haben oder nur im Entferntesten in die Organisation eines solchen eingebunden gewesen sein. Sonst müsste er doch wissen, wie es zugeht, in dieser ominösen autonomen Kultur:
Weil wir autonome Kulturschaffende sind, verzichten sämtliche Musiker von vorneherein auf ihre Gagen, erklären sich sogar bereit, auf eigene Kosten anzureisen und für das leibliche Wohl selbst zu sorgen. Nachdem sich der Sound von selbst abgemischt hat, lassen AKM und Stadt ausrichten, dass keine Abgaben für die Veranstaltung zu entrichten sind. Auch der Vermieter hat derart großes Erbarmen mit uns, dass er sich bereit erklärt, die Miete zu erlassen und zusätzlich noch für sämtliche Betriebskosten, wie z.B. Gas und Strom aufzukommen. Für Barpersonal und Türsteher ist es selbstverständlich, aus Spaß an der Freude ganze Nächte freiwillig ohne Entgelt auszuharren (und sich dafür nicht selten auch noch auf’s übelste beschimpfen zu lassen). Wir dürfen auch von Glück sprechen, dass sich der Müll nach Veranstaltungen von selbst wegräumt und der Boden sich selbstständig blitzblank scheuert. Zugute kommt uns noch dazu, dass man als autonomer Kulturschaffender bei jeder Druckerei gratis Plakate, Flyer und Programmhefte drucken kann. Die Liste der Vergünstigungen wäre hier noch endlos fortführbar…
Wie man sich jedoch vorstellen kann, sieht die Realität etwas anders aus. All das kostet nämlich Geld! Jeder einzelne Veranstalter geht ein oft unkalkulierbares Risiko ein, dass er dieses Geld nie wieder sieht. Es ist umso löblicher, dass sich in der p.m.k so viele junge Menschen finden, die oft ohne oder mit nur geringem eigenem Einkommen dieses Risiko zu tragen bereit sind. Leuten wie unserem unzufriedenen Zugfahrer sollte einleuchten, dass Qualität eben seinen Preis hat, und die „fünf, sechs Euro“, die man üblicherweise zahlt, sind weder im internationalen, noch im innerstädtischen Vergleich hoch. Und wenn das jemandem doch zuviel ist, kann er sich immer noch in eines der umliegenden Lokale setzen, ein zwei Bier trinken und überlegen, wie viel er heute Abend schon ausgegeben hat…

Martin Huber