Heisser Herbst nach coolem Sommer?

Was wird der heurige Herbst wohl bringen? In Wahrheit habe ich nicht die geringste Lust, mich jetzt schon - Anfang August - auf den Herbst einzustellen. Aber so ist das nun mal mit deadlines. Bei der Vorstellung an trübe, verregnete und immer kühler und kürzer werdende Tage wird mir augenblicklich schwer ums Herz. Warum bloss darüber nachdenken, wenn gerade ein Sommer hinter uns liegt, der bislang kaum einer war. Mit Schrecken erinnere ich mich an die waschküchenähnlichen nicht enden wollenden wettermässigen Weltuntergangsszenarien einschliesslich Hagel in der Stadt und Schnee in den Bergen, die uns der heurige Juli bescherte. Wer nicht das Glück hatte, zu jener Zeit in sonnigeren Gefilden zu verweilen, weiss wovon ich spreche. Novemberdepression pur und Sommerloch sowieso. Und jetzt, wo die ersten Sonnentage ins Land ziehen soll ich mich in herbstliche Gefühle hineinversetzen? Und das, wo ich in der wunderbaren Lage bin, dass mein Urlaub noch vor mir liegt? Ich jedenfalls werde mir vorerst meine Laune nicht verderben und mir eine gehörige Portion Meeresbrise - diesmal von der Nordsee - um die Ohren pfeifen lassen und einmal richtig ausspannen. So kann ich dem Herbst hoffentlich zumindest gelassener entgegensehen und hoffen, dass die Erholung lange andauern möge. Das wünsch ich Euch natürlich auch.
Was der Herbst nämlich mit Sicherheit bringt ist eine neue Regierung und mit gleich hoher Sicherheit einen ziemlich harten und schmutzigen Wahlkampf. Das jedenfalls bahnt sich jetzt schon an. Allein wenn ich daran denke, was uns da über diverse Medien tagtäglich zugemutet werden wird, allein bei dem Gedanken daran wird mir jetzt schon ganz schlecht. Aber, vorausgesetzt die Erholungsphase dauert tatsächlich länger an und man ist innerlich noch in der Lage abzuschalten dann schlage ich eine Verdrängungstaktik frei nach Helmi vor: Augen zu, Ohren zu und durch. Und was das Wahlergebnis betrifft, darüber werde ich mich hüten zu spekulieren, darüber reg ich mich erst auf wenn ich weiss was Sache ist.
Was steht noch an? Im September endet die vorläufige Frist für die Plattform am Inn. Ursprünglich als temporäre Intervention im öffentlichen Raum gedacht ist sie mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Nicht nur das Konzept, den Innsbrucker Städtern die Möglichkeit eine Beziehung zu ihrem Fluss - dem Inn - herzustellen, ist voll aufgegangen. Die Plattform hat sich binnen kürzester Zeit zu einem sympathischen Geheimtipp zum Verweilen in der Stadt entwickelt und hat sich nicht zuletzt als spannende Location für diverse Kunst- und Kulturereignisse entpuppt. Status quo ist, dass Columbosnext die Plattform der Stadt Innsbruck zum Geschenk angeboten hat. Ob die Stadt dieses grosszügige Geschenk annimmt und die Plattform damit stehen bleibt: im Herbst werden wir es wissen.
Apropos architektonische Intervention im öffentlichen Raum. Wo ist eigentlich "Hildes Badewanne" abgeblieben? Hildes Badewanne war ja auch eine dieser letzten seltenen Möglichkeiten zum zweckfreien Verweilen in der Stadt. Nachdem man voriges Jahr die mobile Stadtmöblierung entfernt hat und jetzt auch noch den Brunnen könnte man fast den Eindruck gewinnen, man will die Menschen aus der Stadt vertreiben, es sei denn sie erfüllen brav die ihnen zugedachte Rolle als Statisten: Fans in der vorgeschriebenen Kulisse Fanzone oder Touristen zur Umsatzsteigerung in Kaffees oder bei den Haaren herbeigezogenen Hamburger Fischmärkten. Was spricht eigentlich dagegen, auch als einheimischer Mensch im Liegestuhl während der ohnedies wenigen Sommernächte am Marktplatz im Sand zu chillen, und das nicht nur bis 22 Uhr?
Um das Thema Räume in der Stadt und Kulturräume im besonderen wird es im Herbst auch bei der nächsten Arbeitskonferenz der baettlegroup for art gehen. Zu diesem Anlass werden auch die Ergebnisse der umfangreichen Recherche über Kulturräume, deren Nutzungsbedingungen sowie der Bedarf an solchen Räumen aus Sicht der Kulturschaffenden in Innsbruck auf der baettlehomepage www.baettle.net veröffentlicht.
Was im Herbst traditionellerweise weiters ansteht sind diverse Möglichkeiten zur Einreichung von Kulturprojekten. Da sind einmal die übliche Subventionsansuchen, wobei das hat eigentlich noch Zeit bis Ende des Jahres. Hier bin ich echt gespannt auf die neue Bundesregierung. Wer wird uns da wohl als Ansprechpartner gegenüber stehen?
Dann gibt´s heuer zum zweiten Mal die stadt_potentiale. Im Gegensatz zu vorigem Jahr haben wir uns mit der Stadt darauf geeinigt, die Einreichfrist vom Herbst ins nächste Jahr hineinzuziehen. Das heisst: die Einreichfrist endet diesmal zwar erst am 1. Feber 2009, was allerdings nicht zwangsläufig bedeutet, nicht jetzt schon darüber nachzudenken. Gut Ding braucht ja bekanntlich Weile...
Stadt_potentiale hat insbesondere experimentelle Projekte im Fokus, die Kunst als intensive Gesellschaftsforschung mit offenem Ausgang begreifen. Inhaltlich wendet sich die Ausschreibung an Kunst- und Kulturprojekte, sie sich mit Urbanität, mit Stadt als kulturellem Raum und mit der Stadt Innsbruck im Speziellen auseinandersetzen. Nähere Infos auf der Homepage vom Kulturamt der Stadt Innsbruck.
Was aber unmittelbar ansteht sind die Einreichnungen für TKI open 09. Unter dem Motto uneinheitlich und instabil lädt TKI open 09 heuer dazu ein, traditionellen Identitätsbildern auf den Grund zu gehen und gängige Vorstellungen von "ICH" und "WIR" auf den Kopf zu stellen: ..."Wir" und "die anderen"? Die Konstruktion eines einheitlich gedachten "Wir" basiert auf der Fiktion von der inneren Homogenität einer Gruppe. Ein geschlossener "Wir-Begriff" ist somit immer ein vereinheitlichendes und ausschließendes Konstrukt. Es dient der Abgrenzung von unterschiedlichen Gruppen, Communities, Wertvorstellungen und ignoriert die tatsächliche Vielfältigkeit von Identitäten und Identitätsbildern. Mehr dazu liest man am besten auf www.tki.at Das klingt ja wirklich spannend. Achtung und das eilt wirklich: Einreichfrist ist schon der 17. Oktober.
Und dann steht natürlich wieder ein grossartiges Programm in der p.m.k an. Nachdem wir heuer im Sommer etwas kürzer getreten sind geht´s ab September wieder in gewohnter Manier los. Lasst euch verführen von vorliegendem Folder. Bei näherer Betrachtung ist der Herbst also gar nicht so schlimm. Im Gegenteil: der heurige Herbst verspricht heiss zu werden, nachdem der Sommer sich heuer doch etwas zu cool gegeben hat...

Ulli Mair